Diagnostische Ziele bei Hypertonie

Wie sollte die Diagnostik im Idealfall aussehen, was gehört unbedingt dazu?

Blutdruckmessung

Man unterscheidet die sogenannte Gelegenheitsmessung in der Arztpraxis von der Selbstmessung durch den Patienten (Messung in sitzender Position nach 3-5 min Ruhe (1 h vorher möglichst kein Kaffee- oder Teegenuss). Die Geräte sollten geeicht und möglichst von einer Prüfgesellschaft evaluiert sein. Zur Verfügung stehen Oberarmmeßgeräte und Handgelenksmeßgeräte, bei denen die Lage der Manschette immer in der Herz (Ventil -) ebene zu positionieren ist.

Der Blutdruck sollte zum Anfang an beiden Armen gemessen werden – später auf der Seite mit den höheren Werten. Seitendifferenzen ab 20 mmHg systolisch gelten als problematisch. Sie erfordern eine weiterführende Diagnostik, besonders der versorgenden Gefäße der oberen Extremitäten.

Mehrere wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass häufig gemessene Werte aus Selbstmessungen der Patienten eine engere Korrelation zu Organkomplikationen aufweisen als die Gelegenheitsmessungen in der Arztpraxis. Die Selbstmessung hat den Vorteil, Situationen des „realen Lebens“ erfassen zu können und zu einer besseren Therapiekontrolle zu führen.

Grundsätzlich sollte mehrmals wöchentlich der Blutdruck nach dem gleichen standardisierten Vorgehen wie bei der Gelegenheitsmessung, möglichst sowohl morgens vor Einnahme der Medikamente als auch abends, gemessen und – was besonders wichtig ist – dokumentiert und dem Arzt vorgelegt werden (z. B. in Blutdruckpässen der Deutschen Hochdruckliga).

Die ambulante 24-h-Blutdruckmessung = ABDM = Langzeit RR stellt einen der größten Fortschritte in der Hypertoniediagnostik und Therapieüberwachung der letzten 30 Jahre dar.

Durch die hohe Messdichte (am Tag alle 15–20 min, nachts alle 30 min) ist ein repräsentatives Bild der Blutdruckregulation über 24 h zu erhalten, der die Gelegenheitsmessungen in Bezug auf exakte Diagnosestellung, Schweregradzuordnung und Prognose bei Weitem übertrifft.

Darüber hinaus ist dies die einzige Methode, die nächtliche Messungen realitätsnah erlaubt, was für die individuelle Risikoeinschätzung des Patienten von unschätzbarem Wert ist.

Tab.3 Blutdruckgrenzwerte bei ABDM, Patientenselbstmessung und Ergometrie
Messmethode Grenzwerte
ABDM Hypertonie ab Werten von 135/85 mmHg Tagesmittelwert analog entspricht dies 130/80 mmHg 24-h-Mittelwert und 120/70 mmHg Nachtmittelwert
Patientenselbstmessung Mittelwert aus 5–10 Einzelmessungen zu unterschiedlichen Tageszeiten - Normgrenze: < 135/85 mmHg
Belastungs-EKG = Ergometrie Normgrenze (20- bis 50-jährige Männer und Frauen):
● bei 100 Watt 200/100 mmHg
● bei 75 Watt 185/100 mmHg
Labor- und Funktionsdiagnostik

Zur Beurteilung des individuellen kardiovaskulären Risikos, der Therapieplanung und der Prognoseerstellung der Patienten sind Laboruntersuchungen und funktionsdiagnostischenMaßnahmen erforderlich, die gleichzeitig zur screeningmäßigen Erfassung sekundärer Hochdruckursachen dienen.

Alle notwendigen und sinnvollen Funktionsuntersuchungen stehen bei KARDIOS (am Wittenbergplatz) zur Verfügung (Tab.4).

Tab.4 Basis- und erweitertes Basisprogramm in der Diagnostik, Differenzialdiagnostik und Risikoerfassung der arteriellen Hypertonie
Basisprogramm (Minimalanforderungen)   Erweitertes Basisprogramm  
Anamnese   Labor Ca2+, Na+, OGTT/HbA1c, HDL, LDL, TSH
Körperlicher Status

Labor


● Serum: Hb, Leukos, K+, Na+,Kreatinin, BZ, LDL-Chol., TSH, Harnsäure
● Urin: Mikroalbumin Glukose, Leukos, Bakterien
Optional ● Aldosteron/Renin-Quotient, Kortisol
● 24-h-Sammelharn: Eiweiß, Glukose, Metanephrin, Katecholamine
Funktionsdiagnostik EKG, abdominelle Sonografie Rö- und Funktionsdiagnostik Pulswellenanalyse, PWV, Echokardiografie, Belastungs-EKG, Doppler-Sonografie von extrakraniellen und Extremitätenarterien bzw. den Aa. renales, Rö-Thorax, Augenhintergrund, optional: MRT - Nierenarterien, Nebennieren
Funktionsdiagnostik

Messung der Gefäßsteifigkeit Pulswellenanalyse/Pulswellengeschwindigkeit

Mit Hilfe eines Arteriographen wird die vom Herzen ausgehende Pulswelle (PWA) analysiert und die Pulswellengeschwindigkeit (PWV) gemessen.

Die Ergebnisse der Untersuchung können erste Hinweise auf eine beginnende oder manifeste Störung der Gefäßregulation sowie Aussagen zum Elastizitätsverlust und damit zum biologischen Alter der großen Arterien geben. Die Ergebnisse korrelieren nicht nur ausgezeichnet mit der kardiovaskulären Schädigungsrate und der Sterblichkeit, sondern stellen einen der frühesten Meßparameter in der Entwicklung von Arteriosklerose und damit von Gefäßschäden dar.

Alle weiteren funktionsdiagnostischen Untersuchungen sind auf der Homepage von Kardios beschrieben (www.kardios.de).

Diese sind:

    Darüberhinaus kann auch am zweiten Standort von KARDIOS in Friedenau die gesamte angiologische Untersuchungspalette (Venen und Arterien), ein Schluckecho (TEE) und die Herzschrittmacher-Spezialüberwachung durchgeführt werden.

    Zur Ultraschalluntersuchung aller Bauchorgane und speziell der Nieren im Rahmen der Hypertoniediagnostik (inclusive Dopplersonographie der Nierenarterien) werden die Patienten in eine nahe gelegene Spezialpraxis überwiesen.

    Sollten spezielle radiologische Untersuchungen, wie Computertomogramme (CT) oder MRT bzw. nuclearmedizinische Untersuchungen notwendig werden, so werden diese kurzfristig von kooperierenden Zentren realisiert, die sämtlich nur unweit von unserem Standort entfernt sind.